Heute werden wir sanft durch einen Staubsauger geweckt. Unglaublich, wer saugt den im Urlaub seinen Wohnwagen? Wir nicht, deshalb haben wir ja keinen Vorzeltteppich.
Wir nutzen die Nähe zu einem kleinen restaurierten Bahnhof um uns eine vollständige restaurierte Dampflok anzusehen. Am Eingangsbereich empfängt uns ein älterer Herr in Uniform der britischen Bahngesellschaft und erklärt uns, dass der Zug gleich abfährt und es noch Tickets gibt. Erst wollen wir nur schauen und schwups sitzen wir in einem Waggon des alten Zuges. Wir fühlen uns wirklich an den Anfang des letzten Jahrhunderts zurückversetzt. Die Angestellten im Zug und die Angestellten an den Bahnhöfen und den Werkstätten tragen alle authentische Kleidung. Selbst die Arbeiter die Kohle verladen, die Waggons Instand setzen, sind mit vollen Einsatz dabei. Mit Ruß verschmierten Gesichtern und schmutzigen Händen lächeln sie uns zu und winken fröhlich. Schrullig. Beim durchblättern der Infobroschüre erfahren wir, dass die Bahn und alles drumherum von ca. 900 Freiwilligen betrieben wird. Das ist dann wohl echte Leidenschaft und kein Hobby mehr. Es sieht so aus als ob das ein ganz normaler Arbeitstag für die Menschen wäre, die machen sogar Mittagspause. Ein Indiz der Freiwilligkeit ist vielleicht, dass ein Großteil der Menschen schon graue Haare hat. Das macht es aber zu einer besonderen Fahrt. Bei soviel Freude bei der „Arbeit“.
Als Vintage-Fans und Freunde haltbarer Dinge wartet direkt ein nächstes Highlight auf uns, als wir zum City-Center von Broadway laufen. Die Häuser aus Sandstein sind sehr gut herhalten und haben keinen Renovierungsstau. So stellt man sich ein britisches Dorf vor. Zwar viele Menschen hier, aber alles sieht super aus. Man hat Handwerksläden, Kunstgeschäfte, Pubs, Gästehäuser, Lebensmittelgeschäfte, Spielzeugläden und einiges mehr. Zwischendurch genießen wir einen kleinen Imbiss und schlendern dann weiter. In einem Delikatessengeschäft finden wir auch die liebgewonnene Rote Zwiebelmarmelade. Nachdem die Geschäfte langsam schließen. Es ist 16.30 Uhr. Vielleicht schafft man einfach nicht mehr Touristen an einem Tag. Wir haben nicht gefragt. Machen wir uns langsam auf den Weg zum Campingplatz.
Wieder am Stellplatz angekommen, muss erst noch das Spülen erledigt werden. Ja, das ist ein Nachteil wenn man Selbstversorger ist, es muss auch der Abwasch erledigt werden. Klamotten sind dieses Jahr so gut geplant, dass es sehr wahrscheinlich bis zum Ende des Urlaubs reicht, mit den frischen Unterhosen.
So jetzt ist es bewiesen, Bier ist ein internationales Getränk und trägt zur Völkerverständigung bei. Als wir so beim Guinness sitzen, wir feiern noch Abschied von Irland, kommt ein britischer Nachbarn zu uns herüber und stellt uns ein britisches Stout auf den Tisch. Wir sollen das probieren, es schmeckt besser als das irische und verschwindet mit einem Lächeln. Nach einiger Zeit werden wir von einer Frau gefragt wie es geschmeckt hat, ob es lecker war. Es stellt sich heraus, dass es die Frau des Spenders ist und sie früher in Deutschland gelebt hat und ihre Tochter nun in Holland lebt. Wir unterhalten uns nett, so gut wir können. Nach einem weiteren Spülgang stehen noch ein paar Dosen für die letzten Tage auf unserem Tisch. Wir bedanken uns, quatschten noch ein wenig über England, den Brexit, deutsche Schäferhunde und deutsches Bier. Finden wir echt nett. Wir vermuten, dass das Bier für den britischen Geschmack ein wenig zu herb ist und man sich freut das es einen Abnehmer gibt. Deutsche mögen ja herbes Bier. Anyway, es ist eine nette Geste und trägt zur Völkerverständigung bei. Wir werden das in guter Erinnerung halten.