Wir dachten wir stehen auf einem sehr gut erschlossenen Campingplatz, mit asphaltierten Wegen, modernen Sanitärgebäuden und ganz viel Zaun drumherum. Man muss hier schon ein Törchen öffnen, wenn man in die Natur will. Da gibt es dann Kartoffel-Rosen oder auch als Apfel-Rose bekannt, diverse Gräser, tierische Dünenbewohner, Möwe und vieles mehr. Man hat also ein Gefühl von Kontrolle. Doch wie es der Zufall will, hat die Natur uns gezeigt, dass sie einen ganz anderen Plan hat und Hunger.
Es muss heute Morgens so gegen 4.30 Uhr gewesen sein, als wir von einem Rascheln und Knistern aus dem Vorzelt geweckt wurden. Gedanklich war das der Wind und die Klettverschlüsse. Wir stehen ja hinter einer Düne. Nach einiger Zeit hörte der Wind auf, aber das Rascheln und Knistern nicht. Es kam noch ein Schmatzen dazu. Es half auch nicht regungslos liegen zu bleiben. Die Geräusche waren zwar vorsichtiger, aber gleich laut und stetig. Also haben wir uns geeinigt, dass der schwere, besser der schwerfällige Junge nach der Ursache sucht. Dem nahenden Tod wagemutig entgegen geklettert, war bei der vorhandenen Beleuchtung nichts zu sehen. Also mehr Licht. – Da lag er oder sie, die gesalzenen Erdnüsse genüsslich schmatzend, ein wilder, putziger Igel. Die Tarnung, Augen schließen hat nicht funktioniert, der Hunger war übermäßig. Das Igelchen hat einfach weitergefressen. Langsam und mit Bedacht haben wir die Tasche mit den Nüssen entfernt und der Igel sich dann auch. Eine halbe Stunde später, wir waren gerade wieder eingeschlafen, da wurde lautstark randaliert und eine Tasche umgeschmissen. Nun hat aber meine Blume mutig die restlichen Lebensmittel entfernt und den Igel endlich ganz in die Flucht geschlagen. Hoffentlich hat der putzige Kleine genug zu trinken und keinen Durchfall. Wir wissen nun was zutun ist. Alle Lebensmittel aufessen, damit nichts mehr rumsteht.
Da wir noch nicht genug Abenteuer hatten, haben sich die mutigen drei Sauerkrauts, nach dem Mittag auf die Suche auf einen schönen romantischen Ortskern im Nachbarort gemacht. Nach 5 Kilometern aufregendem Fußmarsch den Ortskern nicht gefunden, aber einen Supermarkt. Also uns mit stärkenden Lebensmittel versorgt und eine Pause eingelegt.
Nachdem Imbiss war die Laune bei allen besser, auch bei mir. Wir waren uns aber nicht ganz schlüssig ob wir einen Weg durch die weitläufige Heidelandschaft suchen sollten und dann zu Fuß zurück oder lieber auf den Bus warten, der vielleicht nicht kommt. Das Kind war der Meinung, dass 20 Minuten auf jeden Fall weniger lange dauert, als 5 Kilometer zurückzulaufen. Das würde ja sowieso so unbestimmt lange dauern, dass 20 Minuten auch egal sind. Top, der Bus kam und hat uns mitgenommen. Netter Busfahrer, wenig Fahrgäste. Die Dänen und die anderen Touristen machen hier zwar alles mit dem Auto, wir nicht. ÖPNV rocks.
Durch den zeitlich kürzeren Rückweg hatten wir genug Zeit um Tricks zu üben und mit dem Skateboard über den Platz zu rollen. Es gibt hier viel zu sehen. Ein herausgeputzter VW-Bus T2 mit Westfalia-Ausbau ist auch dabei.
So nun ist es schon wieder dunkel und auf dem Platz kehrt Ruhe ein. Wir krabbeln in die Schlafsäcke.
Randnotiz
- Wetter: diffus und mutschig, aber mit warmen bis frischen Wind.
- UV-Index 5 / Temperatur 18,0 Celcius
- Campingplatz: First Camp Lakolk Strand – Rømø, Lakolk Strand 2, 6792 Rømø
- what3words: ///engeln.gestrig.anlehnen
- 53.426383, 8.300747
- Km 251935
- Karte-Skandinavien(Sommer-2022)